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Diego Pinera Quartett
Freitag 6. September 2019 @ 20:00 - 22:30
EUR18Diego Piñera wurde 1981 in Montevideo, Uruguay geboren. Er studierte Schlagzeug am Berklee College of Music (USA), an der University of Music in Havanna (Cuba) und an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. 2017 wurde er mit dem ECHO Jazz als bester Schlagzeuger national ausgezeichnet. Pineras Begegnungen mit der Musik Lateinamerikas und der Bandbreite des Jazz dienen ihm als künstlerischer Filter für seine Musik. Sein charakterstarker Personalstil ist geprägt durch ein avanciert rhythmisches Spielkonzept, ein Jazz-Sound mit Latin-Touch sowie dem Freiheitdrang der Improvisation. Musikalische Komplexität sowie Virtuosität bleiben bei Pinera aber stets subtil, eine besondere Frische und Leichtigkeit durchströmt sein künstlerisches Schaffen.
Diego Piñera lebt in seiner Musik. Wortwörtlich. In einem Berliner Altbau, der auf den ersten Blick chaotisch erscheinen mag. Erinnerungen an Reisebegegnungen und exotische Orte mischen sich mit Bildern, die einen sehr persönlichen Einblick in das Leben und die Gefühlswelt des Künstlers erlauben. Erst bei genauerem Hinsehen wird eine Struktur im Chaos erkennbar, die sich durch die Omnipräsenz eines Schlagzeugs, dessen Zubehör und diverser artverwandter Instrumente ergibt.
Eine unaufdringliche Struktur, die subtil mitschwingt und sich nur denen erschließt, die sich wirklich darauf einlassen. Wer das tut entdeckt bald, dass irgendwo zwischen all den Bildern und Schlagzeugelementen ein ECHO JAZZ steht.
Was für die Wohnung des Drummers mit lateinamerikanischen Wurzeln gilt, zeichnet gleichermaßen auch seine Kompositionen aus.
Der junge Diego Piñera wird, noch bevor er lesen und schreiben kann, in seiner uruguayischen Heimat als Wunderkind gehandelt. 1984 sitzt er mit 3 Jahren in Montevideo an seinem ersten provisorischen Drumset und gibt in einer Jam-Session mit erfahrenen Musikern den Rhythmus vor. Seither sieht man den Ausnahmedrummer nur selten ohne Sticks in den Händen.
Sein erster Schlagzeuglehrer stößt bei dem 9-jährigen Diego schnell an die eigenen musikalischen Grenzen. Er vermittelt den wissensdurstigen Schüler an Osvaldo Fattoruso, der als Komponist und Drummer der Los Shakers seinerzeit das südamerikanischen Pendant der Beatles formte.
Fatturoso, selbst einstiger Chartleader in Argentinien und Uruguay, hat ein sehr genaues Bild davon, welche Stücke er von seinem Schüler hören will. Entspricht Diegos Auswahl nicht seinen Vorstellungen, schickt er ihn unverrichteter Dinge nach Hause – nächste Chance: Nächste Unterrichtsstunde. Es entsteht eine harte und lehrreiche Meister-Schüler-Beziehung, die bis zu Fattorusos Tod im Jahr 2012 anhalten soll.
Nach der ruhmreichen Wunderkindphase beschleicht Diego Piñera im Teenageralter ein Gefühl der Stagnation seiner musikalischen Entwicklung. Er sehnt sich nach einer Umgebung, die ihn fordert und ihm ermöglicht, seine Spieltechnik weiterzuentwickeln.
Mit 17 Jahren bewirbt er sich erfolgreich um ein Stipendium an der University of Music in Havanna. Während er Zuhause in seiner Altersgruppe mit der Passion, gar Obsession, für Jazz und sein Drumset alleine auf weiter Flur stand, ist er auf Kuba plötzlich umgeben von „schönen Nerds“, wie er seine Mitschüler von damals nennt. Die Art, wie er bei diesen Worten strahlt, vermittelt einen ungefähren Eindruck davon, welche Wohltat der Umzug für seine musikalische Seele bedeutet haben muss.
In Havanna geht ihm der afrokubanische Rhythmus ins Blut über. Hier erlebt er eine neue Form von musikalischer Freiheit, die erste Liebe und alle damit verbundenen kreativen Höhen und Tiefen. Knapp 10 Jahre später wird es ihn wieder nach Kuba verschlagen: intensive 3 Wochen lässt er sich vom mehrfachen Grammy-Gewinner Jose Luis „Changuito“Quintana die Kunst der Timbales zeigen.
Auf die Grundausbildung folgt eine Chance, die Diego Piñera damals aus damaliger Perspektive ähnlich erreichbar erscheint wie ein Trip zum Mars: Während eines mehrmonatigen Aufenthalts in den USA spielt er bei den Live Auditions der World Scholarship Tour des Berklee College vor – und erhält ein Stipendium. An dem renommierten Musikcollege zählt Danilo Perez zu seinen engen Weggefährten. Es entstehen unter anderem erste Aufnahmen mit Jerry Bergonzy und Antonio Sanchez.
Damit ist der Grundstein für eine Entwicklung gelegt, die später von Bill Mikowksi als ein „Star in the making“ betitelt wird.
Im Anschluss an sein Studium nimmt Diego Piñera in Uruguay unter dem Label Perro Andaluz sein erstes Album Buscando mit dem neu gegründeten Diego Piñera Trio auf. 2008 zieht es Diego Piñera nach Deutschland. Erst nach München, kurz darauf nach Berlin. Während ihm allerdings in Nord- und Lateinamerika die Türen der Jazzclubs offen stehen, entwickelt sich der Einstieg in die hiesige Jazzszene für ihn steinig: Hier wird er nicht spontan auf die Bühne gebeten, um mit seinen Skills überzeugen zu können. Bevor Annäherungen und Engagements zustande kommen, nimmt sich die deutsche Jazzszene Zeit, um sich an Diego Piñeras Stil zu gewöhnen. Es folgen interkulturelle Annäherungen und eine harte Probe seines Durchhaltevermögens. Trotz aller Widerstände bleibt Diego Piñera seiner Linie treu. Es folgen weitere Alben wie Reflexiones feat. Tony Lakantos und Strange Ways im Rahmen der Next Generation Series des Jazzthing Magazins. Für Strange Ways erhielt er 2015 eine ECHO Nominierung als „Bester Instrumentalist des Jahres national Drums/Percussion“.
Einen besonderen Meilenstein – sowohl persönlich als auch künstlerisch – setzt Diego Pinera mit seiner vierten Aufnahme my picture, für die er 2015 in New York City ins Studio geht. Im Trio mit Ben Street und Mark Turner veröffentlicht er ein Album, das in besonderem Maße seine Handschrift trägt und die Szene aufhorchen lässt: Kritiker schreiben von einem Meisterwerk „eines der interessantesten Drummer unserer Zeit.“ my picture besticht durch die für Piñera charakteristischen krummen Takte und einen melodiösen Einsatz des Drumsets.
Unter penibel genauem Einsatz jeder einzelnen Komponente fasst er das Schlagzeug als Orchesterinstrument auf, was seinen Stücken auch ohne viele Akkordinstrumente einen gleichermaßen runden und anspruchsvollen Charakter verleiht. Die herausragende Qualität des Albums überzeugt auch Experten und so erhält er für my picture im Jahr 2017 den ECHO Jazz als „Bester Instrumentalist des Jahres national Drums/Percussion“.
Auf der immerwährenden Suche nach neuen Klangfarben zieht Diego Piñera auch Inspiration aus Projekten, bei denen er sein gewohntes Terrain verlassen muss. Vom Engagement im Orchester bis hin zu Hörspielproduktionen wie „Die Vögel“ von und mit Katja Riemann – aus neuen Herausforderungen nimmt er immer auch neue Ideen mit.
So schreckt er auch bei seinen eigenen Kompositionen nicht davor zurück, am Tag neuer Aufnahmen Steel Drums mit ins Studio zu bringen – die er zwar bis dato noch nie gespielt hat, von deren Notwendigkeit für ein Stück er aber fest überzeugt ist. Sein im Januar 2018 erscheinendes Album Despertando zeigt auf beeindruckende Art, dass genau diese Eingebungen seiner Handschrift einen besonderen Wiedererkennungswert verleihen.
Nach einer mehr als 10-jährigen Entwicklung seines eigenen Spiels kehrt Diego Piñera mit dem neuen Album zu seinen Wurzeln zurück und bringt seine heutigen Fähigkeiten mit den Rhythmen zusammen, die ihm in Havanna die Tür zu seiner Karriere als Jazzdrummer öffneten. Zurück zu den Wurzeln, neu interpretiert.
Seit März 2017 steht nun auf dem Küchentresen seiner Wohnung in Berlin Friedrichshain die ECHO JAZZ-Trophäe. Ein Zeichen dafür, dass sich kreative Entschlossenheit und Durchhaltevermögen ausgezahlt haben.
Zwischen den Kontinenten und ihren Jazzszenen umherreisend verbringt er nicht allzu viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Durch Sideman-Engagements mit dem Sebastian Schunke Quartett für das Guangdong- Jazzfestival China oder das Malta Jazzfestival kommen regelmäßig weltweit neue Engagements und Kooperationen zustande. Neben Hans Glawischnig und Nils Wogram spielte er unter anderem auch für Alex Sipiagin und Miguel Zenon.
Dennoch ist Berlin mittlerweile seine Homebase. Die Wohnung, die seine Musik widerspiegelt. Hier wird geprobt, hier werden vergangene Aufnahmen ausführlich seziert und von hier aus sind noch große Kompositionen zu erwarten. Denn wer Diego Piñera einmal erlebt hat, ahnt: Das ist erst der Anfang.
Festivalauftritte
North Sea Festival, Jazzfestival „Garana Jazz Festival“ Rumänien, BLUE NOTE Milano, Riga Ritmi Jazzfestival, Dresdener Drumfestival, Jazzfestival „Jazztour“, Festival International Naganagua Venezuela, Bogota Jazzfestival im Teatro Libre, Guangdong Jazzfestival China, Jazzfestival Lima Peru, Malta Jazzfestival
Preise & Auszeichnungen
1. Preis bei International Songwriting Competition für My Picture
Jazz and Blues Awards Berlin 2005
1. Preis beim Leipziger Jazzpreis 2011
ECHO JAZZ als Instrumentalist des Jahres 2017 national mit My Picture
ECHO JAZZ Nominierung als „Instrumentalist des Jahres 2015“ mit Strange Ways
PREMIOS GRAFITIS nominiert für Instrumentalist des Jahres 2015 mit Strange Ways
International Songwriting winner 2015 mit My Picture
Das Quartett besteht aus:
Diego Pinera
Tino Derado
Omar Rodriguez Calvo
Daniel Manriqu-Smith
Vorverkauf